Vladyslav Riaboshtan (geb. 1996 in Dnipro, Ukraine) lebt in Kyiv und arbeitet mit Öl, Acryl, Emaille, Siebdruck, Aerosolfarbe, Mixed Media, Papier, Grafit und Fotografie. Aufgewachsen ist er inmitten von Fabriken, Bahngeländen, nicht fertiggestellten U-Bahnlinien und vielen anderen Industrieanlagen. Nachdem er als Erwachsener in eine andere Stadt gezogen war, suchte er Orte mit dieser vertrauten Atmosphäre auf. Vor dem Krieg arbeitete er an einer umfangreichen Serie zur Kyiver U-Bahn, deren Thema sich nun gewandelt hat: die U-Bahn als Zuflucht, als Ort der Sicherheit vor Raketen und Explosionen.
2022–2023,
Papier, Grafit
Wenn das Leben, das man kannte, plötzlich auf den Kopf gestellt wird, die „Zukunft“ auf die nächste Stunde zusammenschrumpft und man nicht weiß, wo man morgen sein wird, dann sind ein kleines Blatt Papier und Grafit die Technik, mit der man den Augenblick rüberbringen kann. Statt einer Leinwand fängt ein Blatt einen Moment ein und wird zu einem Überlebensmittel. Die Dunkelheit des Grafits entspricht dem, wovon dieses Tagebuch erzählt – es ist der Staub der Straßen, der schwarze Rauch, der sich vor einem wolkig-weißen Himmel über den Häusern ausbreitet, die mit Granattrichtern übersäte Erde. Schwarz-weiß-Denken bemächtigt sich der Seele, die ihre Selbstbeherrschung verliert; dazu passt dieses neue Medium, das einem hilft, das Tagebuch weiterzuführen. Die Serie besteht vor allem aus Ansichten der Erde, wie sie vom Himmel über dem Feind erscheint; das Ziel in der Mitte wird zur Hauptachse. Luftschutzsirenen und Gefahren halten das Geschehen nicht auf, das genau wie die Serie unterirdisch weitergeht. Die Reise aus dem Licht in die Dunkelheit und von Schwarz zu Weiß dauert an, bis der Krieg zu Ende ist.
neue Gesellschaft für bildende Kunst (nGbK), station urbaner kulturen/nGbK Hellersdorf, Between Bridges, Prater Galerie
23. Februar–9. Juni