Mykola Ridnyi

Mykola Ridnyi (geb. 1985 in Kharkiv, Ukraine) lebt und arbeitet derzeit in Berlin, wo er eine Gastprofessur für Multimediakunst an der Universität der Künste innehat. Er schloss 2008 ein Studium der Skulptur an der Staatlichen Akademie für Design und Kunst Kharkiv ab. Seit 2005 ist er Gründungsmitglied des Kharkiver Kunstkollektivs SOSka group. Im selben Jahr war er an der Gründung des von Künstler_innen betriebenen Raums SOSka gallery-lab beteiligt, der unter Ridnyis Führung eine zentrale Rolle bei der Entwicklung der Kunstszene in der Region spielte, bis er 2012 geschlossen wurde. Ausgehend von seinem kuratorischen Projekt Armed and Dangerous (2017–2021) begann Ridnyi mit der Entwicklung einer Plattform für Gemeinschaftsprojekte von ukrainischen Bewegtbildkünstler_innen und Filmemacher_innen. 2022 kuratierte er ukrainische Film- und Videoprogramme in der daadgalerie (Berlin), im MAXXI (Rom), im Museum Folkwang (Essen) und in der Nationalgalerie (Sofia). Ridnyis Mediengrenzen überschreitendes Werk reicht von frühen kollektiven Aktionen im öffentlichen Raum bis zu intermedialen ortsspezifischen Installationen. In letzter Zeit konzentriert er sich auf Fotografie und Bewegtbilder, in denen er mit nichtlinearer Montage experimentiert und dokumentarisches und fiktionales Material collagiert. Seine Reflexionen auf die gesellschaftliche und politische Wirklichkeit beziehen ihre Kraft aus dem Kontrast zwischen Zerbrechlichkeit und Widerstandsfähigkeit in individuellen und kollektiven Geschichten.


The Battle Over Mazepa

2023,
4K-Video, 20 Min., HD-Video, 6 Min.

The Battle Over Mazepa befasst sich mit der historischen Bedeutung und heutigen Wahrnehmung von Ivan Mazepa, einem politischen und militärischen Führer der Saporoger Sitsch und der Ukraine links des Dnipro im späten 17. und frühen 18. Jahrhundert. Von der Hip-Hop-Kultur leiht Ridnyi sich die populäre Form des Rap-Battle, um zwei große Werke der Weltliteratur, die mit dieser historischen Figur verbunden sind, aufeinanderprallen zu lassen: Lord Byrons Mazeppa (1819) und Alexander Puschkins Poltava (1828–29). Während Byron sich Mazepa als liebesbesessenen romantischen Helden ausmalt, zeichnet Puschkin ihn vom kolonialen Standpunkt des Russischen Reichs aus als Verräter. Um den Kontrast zwischen diesen beiden Texten herauszustreichen, lud Ridnyi vier Rapper_innen aus verschiedenen Ländern und Kulturkreisen ein, ihre Antworten auf die Verse der beiden Dichter zu formulieren und vorzutragen. Das Ergebnis ist ein Rap-Battle über sechs Runden sowie ergänzende Videoaufnahmen von Interviews, in denen die Rapper_innen ihre persönlichen Perspektiven auf den Kontext des Projekts schildern.

exhibition
berlin

neue Gesellschaft für bildende Kunst (nGbK), station urbaner kulturen/nGbK Hellersdorf, Between Bridges, Prater Galerie
23. Februar–9. Juni

Kyiv Perenniale